Direktpositive 8x10 inch

Bei diesem, nun wieder hergestellten, auf einer alten fotochemischen Rezeptur beruhendem Fotopapier wird direkt auf das Papier belichtet. Das Papier wird - in kleineren Formaten vom Hersteller bereits vorgeschnitten - in größeren Formaten muss von einer Rolle in der Dunkelkammer die gewünschte Größe händisch abgeschnitten werden - in die Filmkassette eingelegt und direkt belichtet. Da es sich um ein herkömmliches Silbergelatinepapier handelt, kann es anschließend in der Dunkelkammer mit Hilfe des gewohnten Papierentwicklungs-
Prozesses entwickelt werden.

Die Abbildung auf dem Direktpositivpapier ist immer seitenverkehrt.

Das macht auch das Portrait auf Direktpositivpapier zu einem außergewöhnlichen Portrait, da es die Menschen so abbildet wie sie sich selbst am vertrautesten sind – nämlich spiegelverkehrt.

Durch die einzigartige Beschaffenheit des Direktpositivpapiers rücken zwei Besonderheiten in den Vordergrund: zum einen gibt es kein Negativ. Es handelt sich bei der entstandenen Aufnahme daher immer um ein Original - das Foto ist ein Unikat. Zweitens wird der Fotograf dazu aufgefordert, sich seiner Kamera auf eine ganz andere Weise zu nähern als bisher gewohnt.

Annegret Kohlmayer zeigt sich fasziniert vom Direktpositivpapier wenn sie sagt, dass ein Bild auf diesem Material aufgenommen der ursprünglichen Bildidee, welche sie vor jeder Aufnahme in ihrem Kopf visualisiert hatte, so nahe wie nur möglich kommt. Das Ergebnis würde oft sogar die anfängliche Vorstellung übertreffen. Für die Fotografin ist eine derartige Umsetzung ihrer Vorstellungen mit keinem anderen fotografischen Material möglich.

Für den Entstehungsprozess von Bildern auf dem Direktpositivpapier ist vor allem interessant, dass ein individuelles Steuern der Tonwerte möglich wird - das Ergebnis kann bis zu einem völlig graphischen ausgedehnt werden.

Das Direktpositivpapier hat seine Wurzeln im einstigen Umkehrpapier, das ursprünglich für graphische Zwecke hergestellt worden war. Plotter- und Kopiertechniken in den 80er Jahren drängten es jedoch vom Markt und so blieb es 30 Jahre lang verschwunden. Susanna Kraus' Bemühungen rund um die IMAGO Camera und die schließliche Reaktivierung derselben hatten zur Folge, dass die englische Firma Harman (der weltweit größte Hersteller von schwarz/weiß Fotopapieren) sich dazu bereit erklärte gemeinsam mit Ilford ein Direktpositivpapier herzustellen. Auf der photokina 2010 wurde das Papier vorgestellt und ist seitdem im fotografischen Fachhandel erhältlich.